Braun & Hogenberg

zur Person des Georg Braun:

Georg Braun wurde 1541 in Köln geboren und verstarb, ebenfalls in Köln im Jahre 1622. Er war ein deutscher Theologe und Kanoniker. Georg Braun war nach seinem Studium der Theologie als Pfarrer in seiner Heimatstadt Köln tätig. Auf Betreiben von Heinrich Rantzau erhielt er 1587 eine Domherrenstelle am Lübecker Dom, die er 1589 an Ludwig Pincier abgab. Später wurde er der Dekan am Stift St. Mariengraden in Köln. Hinzu kam seine Arbeit als Autor und Herausgeber (zwischen 1572 und 1618 eines der berühmtesten topografischen Werke Deutschlands, der „Civitates orbis terrarum“. Das sechsbändige Standardwerk wirklichkeitsnaher städtischer Topographie, vermutlich angeregt durch Sebastian Münsters Cosmographia, in Format und Layout deutlich angelehnt an das 1570 erschienene Theatrum orbis terrarum von Abraham Ortelius, setzte völlig neue Maßstäbe und wirkte als Vorbild wie als Fundgrube für Vorlagen von weit mehr als einhundert Jahren. Die Städteansichten sind auf Doppelseiten abgebildet, während auf deren Rückseite die jeweilige historische Beschreibung aufgedruckt ist. Frans Hogenberg (in den Bänden I–IV) und Simon van den Neuwel (Bände. V und VI) sind im Wesentlichen die Schöpfer der Tafeln. Weitere beteiligte Personen sind neben anderen auch der niederländische Miniaturenmaler Georg Hoefnagel und der Maler und Kartograph Daniel Frese als Lieferant von Vorlagen nach Aufträgen von Heinrich Rantzau, die zumeist von Greve als Stich umgesetzt wurden. Ebenso wurde auf Werke von Jacob van Deventer, Sebastian Münster und Johannes Stumpf zurückgegriffen. Als Autor und Herausgeber unterhielt Georg Braun, der nur wenige Reisen unternahm, weitreichende Kontakte. Durch seine Beziehungen konnte er viele Vorlagen beschaffen und künstlerische Mitarbeiter gewinnen. Die Texte zu den Tafeln stammen von ihm. Georg Braun, der im Jahr 1622 achtzigjährig starb, erlebte 1618 als einziger der ursprünglichen Beteiligten das Erscheinen des 6. Bandes.

zur Person des Franz Hogenberg:

Franz Hogenberg wurde im Jahr 1535 im belgischen Mechelen geboren und verstarb im Jahr 1590 in Köln. Er war ein Kupferstecher, Verleger, Maler und Radierer, der 1572 zusammen mit Georg Braun das Städteansichtenbuch „Civitates Orbis Terrarum“ herausgab, für welches er etliche Kupferstiche beigetragen hatte. Franz Hogenberg war eines von drei Kindern des aus München stammenden Kupferstechers Johann Nikolaus Hogenberg (* 1500, † 1539) und dessen Ehefrau Jeanne (Johanna) Verstraeten († 1559). Da ihr Mann verstarb heiratete sie 1548 in zweiter Ehe den Drucker, Verleger und Kupferstecher Hendrik Terbruggen (tätig seit 1533, gestorben vor 1564) in Mechelen. Über seine Schwester Anna (geboren um 1529) und den Bruder Hans Hogenberg ist wenig bekannt. Über den 2. Bruder Remigius Hogenberg (um 1536-nach 1587), weiß man zumindest das er als Kupferstecher (überwiegend) in England arbeitete, es ist aber auch möglich das er zwischen 1568-1570 einige Zeit in Münster und Emmerich verbrachte. Durch persönliche Bekanntschaften von Vater und Stiefvater hatte Franz Hogenberg von Kindheit an Zugang zu der aufblühenden flandrischen Kartenmacherszene. In Mechelen oder Antwerpen absolvierte er eine Lehre als Maler und Kupferstecher. 1560 unternahm er eine Künstlerreise durch Frankreich. In Mechelen heiratete er seine erste Ehefrau Katharina von Bönen (gestorben vor 1578), mit der er einen Sohn (Johann Hogenberg) und eine Tochter (Barbara Hogenberg) hatte. Die Stationen des weiteren Lebensweges sind in Teilen unklar. Über die nächsten beiden Jahrzehnte hatte Franz Hogenberg weiter engste berufliche Beziehungen nach Flandern, obwohl er wegen seiner Abwendung vom katholischen Glauben die spanisch dominierten Niederlande hatte verlassen müssen. Um die Jahreswende 1562/1563 unterschrieb Hogenberg als Glaubensflüchtling ein lutherisches Stadtbekenntnis in Wesel, wo er aber nur kurz blieb, denn nach eigenen Aussage lebte er als Glaubensflüchtling ab 1564 in Köln, wurde dort mit seiner zweiten Gemahlin Agnes Hogenberg-Lomar wegen der heimlichen Teilnahme an einem reformierten Gottesdienst 1579 verhaftet, kurze Zeit später aber wieder freigelassen, nachdem er dem Glauben formal wieder abschwor. 1582 war er jedoch erneut in religiösen Schwierigkeiten. Dank seines „Freundes (?)“ Georg Braun, welcher ja ein einflussreicher Kölner Kirchenvertreter war, entkam er wohl immer wieder der katholischen Strenge, welche eigentlich in der Stadt im 16. & 17. Jahrhundert üblich war. Sesshaft wurde Franz Hogenberg wohl erst in Köln als er 1585 ein Haus in der Glockengasse mit seiner Frau Agnes Lomar, die er aber nicht mehr kirchlich ehelichte, kaufte. Mit ihr hatte er 5 oder 6 Kinder, welche alle zwischen 1579 und 1590 geboren wurden. Er war aber weiter auf Reisen (z. B. 1588 in Hamburg und Kopenhagen). Nachdem er im Jahr 1590 starb bekam er ein Begräbniss auf dem so genannten „Geusenfriedhof“, welcher der evangelische Friedhof der Reichsstadt Köln, und dabei etwas außerhalb der Stadtmauern gelegen, war. Nach dem Tod Franz Hogenbergs 1590 zahlte seine Witwe die Kinder aus erster Ehe aus. Sein Sohn Johann Hogenberg wurde danach in Köln selbstständig als Kupferstecher tätig. Agnes Hogenberg-Lomar scheint die Firma wenigstens ein Jahrzehnt selbst geleitet zu haben. Etwa um 1605 übernahm ihr eigener Sohn, der Maler und Kupferstecher Abraham Hogenberg (gestorben 1653), die Leitung. Er führte das Unternehmen etwa bis 1620 auf hohem Niveau weiter. Danach flachten Spektrum, Produktion und Bedeutung merklich ab. In einer Gesamtsicht war Franz Hogenberg die zentrale Figur einer Szene ins Exil gegangener niederländischer Gelehrter und Künstler, die heute zu einer „Kölner Schule“ der Kartographie zusammengefasst werden. Darunter waren nicht nur Protestanten aus Flandern und Brabant, sondern auch geflohene Katholiken aus den nördlichen Provinzen. Zusammen mit Einheimischen bildeten sie ein komplexes und hochinteressantes Netzwerk, das auch in anderen deutschen Regionen und sogar darüber hinaus dem Kartenmachen wichtige Impulse gab. Im flämischen Mecheln oder in Köln lebten im Mittelalter einige Personen mit dem Namen Ho(o)g(h)enberg(h), allesamt Kupferstecher oder Maler. Die Fachliteratur ist sich dabei nicht einig im Hinblick auf die Zuordnung der Verwandtschaftsverhältnisse.

zu ihren Werken:

Das Werk „Civitates Orbis Terrarum“, welches in etlichen Auflagen herausgegeben wurde, kann man wohl als Ergänzung des berühmten niederländischen Werkes „Theatrum Orbis Terrarum“ zählen. Dieses hatte der Niederländer Abraham Ortelius im Jahre 1570 herausgebracht und es war das erste Buch seiner Art, der erste gedruckte weltumfassende Stadtatlas, welcher demenstprechend auch mit sehr großem Erfolg angenommen worden ist. Da die Edition „Civitates Orbis Terrarum“ in Größe und Gestaltung dem Werk des Ortelius ziemlich ähnelt, ist wohl davon auszugehen das es einen weiterführenden Charakter erzeugen sollte. Das Druckwerk umfasst über 600 wirklichkeitsnahe Stadtansichten und Stadtpläne mit einem Gesamtumfang von ca. 1.600 Seiten. Es wurde in sechs Bänden zwischen 1572 (1. Band) und 1618 (6. Band) in Köln (damals noch Cologne) herausgegeben und zeigt alle größeren Städte Europa`s und der anderen Kontinente (Afrika, Asien und Amerika). Als Verleger fungierte Georg Braun, Frans Hogenberg war der Graveur für die ersten 4 Bände. Er schuf schon zuvor verschiedene Landkarten für Abraham Ortelius. Der 5. und 6. Band wurde von Simon van den Neuwel (auch Simon van den Novellanus) erstellt. Aber auch etliche andere Kupferstecher wirkten an dem bedeutenden Werk mit, so wie der Antwerp`ner-Künstler Georg (Joris) Hoefnagel (1542-1600) welcher die meisten spanischen und italienischen Städte auf Papier gravierte. Nach dessen Tode, im Jahr 1600 führte bereits sein Sohn Jakob die Mitarbeit an dem Werk fort. Weiters kamen einige Ansichten von Jacob van Deventer (auch unter Jacob Roelofszof bekannt, 1505-1575), welcher auch schon für die Weltchronik des Sebastian Münster verschiedene Karten schuf, hinzu. Und auch der dänische Kartograph Heinrich van Rantzau (auch unter seinem Lateinischen Namen „Rantzovius“, 1526-1599) wirkte mit, indem er eine Reihe nordeuropäischer Städte abbildete, speziell die dänischen Städten gehen wohl auf seinen Fleiß zurück. Später kamen die Platten in den Besitz des holländischen Kartenherstellers Jan Jansson. Er führte verschiedene Modifikationen durch und legte die Städteansichten im Jahr 1657 in Amsterdam neu auf. Die „Civitates Orbis Terrarum“ von Braun und Hogenberg ist wegen ihrer kunstvollen Ausgestaltung heute von Sammlern sehr geschätzt. Für unser Wissen über mittelalterliche Stadtstrukturen und dem Wissen über die immensen Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges oder späterer barocker Umbauten, sind diese Stiche von Braun & Hogenberg einzigartig. Zur Detailfülle von Stadt und Landschaft tritt die reich ausgestattete Staffage (Fuhrwerke, Schiffe, zeitgenössische Trachten sowie jeweils zahlreiche Genreszenen), aber auch dekorative Wappen und Einzelaufrisse kommen noch hinzu. 2 Bände der deutschen Übersetzung „Beschreibung vnd Contrafactur der vornembster Stät der Welt“ (von Simon Novellanus, nach Georg Braun und Franz Hogenberg), des monumentalen Werkes „Civitates Orbis Terrarum“ sind als Digitalisat in der Heidelberger Universitätsbibliothek zu finden (siehe unter Quellenangaben).

Auch zahlreiche Kupferstiche der von Dietrich Graminäus herausgegebenen „Beschreibung derer Fürstlicher Güligscher ec. Hochzeit“ (Johann Wilhelms von Jülich-Kleve-Berg mit Jakobe von Baden-Baden), Köln 1587, stammen von Frans Hogenberg. Wohl wie auch für das Werk „Itinerarium Europae provincias continens : iis qui iter aliquo vel legationis, vel mercaturae vel alia es causa suscipiunt longe necessarium“ (verlegt in Köln, ca. 1590) für welches vermutlich Franz Hogenberg, die Stiche lieferte. Eine digitalisierte Ausgabe gibt es hier in der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf (Link, siehe unter Quellenangaben).

Eigene geographische Atlanten Hogenbergs sind der Straßenatlas „Itinerarium Orbis Christiani“ (84 Karten, 1579/1580), das „Itinerarium Belgicum“ (22 Karten, 1587) und der Folio-Atlas der Niederlande „Belgica florens – Belgica destructa“ (20 Karten, um 1588). Etwa 30 weitere größerformatige Karten erschienen als Einzelblätter oder als Beilagen von Büchern Kölner Verlage. Auch hat Hogenberg mehrfach für auswärtige Auftraggeber gestochen, so etwa ab circa 1574 für Gerhard Mercator (1512-1594) in Duisburg.

Quellenangaben:

– Franz Hogenberg bei Wikipedia vom 22.08.2014 (unter: http://de.wikipedia.org/wiki/Frans_Hogenberg)

– Georg Braun bei Wikipedia vom 22.08.2014 (unter: http://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Braun)

– Digitalisat der Bibliothek Düsseldorf, des Werkes „Itinerarium Europae provincias continens“ (unter: http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/urn/urn:nbn:de:hbz:061:1-8059)

– Reprints von Hogenberg bei der deutschen Nationalbibliothek (unter: https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&query=118706217)

– Band 1 und 3 des aufs deutsche Übersetzen „Civitates Orbis Terrarum“ – „Beschreibung vnd Contrafactur der vornembster Stät der Welt“, zu finden in der Universität Heidelberg (bzw. unter: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/braun1582ga)

– Aufsatz, inklusive einer Aufzählung der in den verschiedenen Bänden erschienen Ansichten, mit Scanabbildung (auf Englisch) von „Historc Citys“ (unter: http://historic-cities.huji.ac.il/mapmakers/braun_hogenberg.html)

– Peter H. Meurer auf dem Portal „Rheinische Geschichte“ (unter: http://www.rheinische-geschichte.lvr.de/persoenlichkeiten/H/Seiten/FransHogenberg.aspx)

– Horst Keller bei „Deutsche Biografie“ zu Franz Hogenberg (unter: http://www.deutsche-biographie.de/sfz33283.html)