Wenzel Hollar von Prahenberg

(später dann Prachenberger von Löwengrün und Bareyth)

(auch Wenceslaus bzw. Vaclav Hollar genannt)

zu seiner Person:

Wenzel Hollar wurde am 13. Juli 1607 im Prager Stadtteil „Neustadt“ geboren und verstarb am 25. März 1677 im englischen London. Er war ein böhmischer Zeichner, Radierer und Kupferstecher, der zu den größten seiner Epoche zählt und im Jahr 1636 den „Reichsadelstitel“ zugesprochen bekam. Sein Vater, der ebenfalls zu

Adelsehren gekommene Johann Hollar war ein Registrator und Depositor an der königlichen Landtafel (also ein Beamter und Jurist am Prager Hof) dieser hatte seine Karriere unter drei deutschen Kaisern durchgezogen. Seine Mutter Maria Margaretha, war die Tochter des ebenfalls zu Adelsehren gekommenen David Löw von Löwengrün und Bareyth. Wenzel war der älteste Sohn der ursprünglich aus Horaschowitz bei Klattau stammenden, Anfang des 30 jährigen Krieges sehr wohlhabenden katholischen Familie. Mit Ende des Krieges, stand es leider nicht mehr so gut um die finanzielle Absicherung der Familie. Ursprünglich für ein Jurastudium bestimmt, entschied sich der junge Wenzel jedoch mit 18 Jahren für eine künstlerische Karriere. Wenzel Hollar machte später, als einer der ersten die Farbradierung in England bekannt und hinterließ einen reichen Schatz an sehr geschätzten Werken, welche vor allem durch Detailgenauigkeit und sorgfälltigste Ausführungen von sich reden machten. Bereits in seiner Jugend offenbarte sich sein Drang zum Zeichnen und zur Druckgrafik. Er erhielt eine vorzügliche Erziehung, studierte die „Rechte“ und stand bereits auf dem Punkte in ein öffentliches Amt einzutreten, als sein Vater, welcher als eifriger Protestant dem König Friedrich von der Pfalz gehuldigt hatte, durch die harten Maßregeln, die Ferdinand II. über Böhmen verhängte, des Landes verwiesen wurde. Da mit der Verbannung auch die Confiscation des Vermögens verbunden war, sah sich die Familie plötzlich in tiefe Armuth versetzt, der junge Wenzel Hollar wurde zugleich in eine andere Laufbahn gedrängt, als sein Vater für ihn vorgesehen hatte. Er wanderte 1627 nach Frankfurt am Main um bei dem damals schon berühmten Matthäus Merian (dem Älteren), welchen er in Prag kennen gelernt hatte, die Kupferstecherkunst in dessen florierender Werkstatt zu erlernen. Während seiner Frankfurter Zeit arbeitete Hollar u.a. an Merians Topographien mit. 1629 zog Hollar über Stuttgart nach Straßburg und machte sich dort selbständig. Für seine Radierungen, die für den Markt gefertigt wurden, wie beispielsweise 1630 vom Straßburger Münster, waren zuvor Zeichnungen zu fertigen. Im Laufe des Lebens wurden es weit mehr als eintausend. Für 1629/30 ist eine Rheinreise überliefert. Bald danach wählte Hollar Köln als seinen ständigen Aufenthaltsort mit eigener Werkstatt. Er arbeitete auch weiterhin für die Verlage von Merian, Abraham Hogenberg u.a., und hier entstand eine sechzehnteilige Ansicht von Köln, die allerdings erst 1656 veröffentlicht wurde. Zwischendurch hielt sich Hollar 1632 in Mainz und Frankfurt und im Jahr 1634 in den Niederlanden auf. Er hatte offensichtlich ein Gespür dafür, wo die Zentren seiner Kunst in jenen Tagen lagen. Auch gehörte er zu den ersten Künstlern, die die Landschaft des Mittelrheintals als besonders malerisch empfanden. In zahlreichen Abbildungen hielt er Städte, Burgen und die Natur des Rheintals fest, und wurde so zu einem frühen Vorläufer der Rheinromantik. Sein weiteres Leben bestimmte der britische Sonderbotschafter Thomas Howard, Earl of Arundel, der im April 1636 als englischer Gesandter des Kaisers Ferdinand II. auf dem Wege zum Wiener Kaiserhof durch Köln kam. Der Graf von Arundel (Earl of Arundel) welcher einer der größten Kunstkenner und Sammler seiner Zeit war, hatte einen Chronisten bei sich, der ein Tagebuch der Reise führen sollte. Zusätzlich engagierte er Hollar als Reisezeichner. So ging es rheinaufwärts nach Mainz, wegen der unsicheren Zeiten und den ständigen Überfällen, aber mit dem Schiff übers rheinische Wasser. Vom Schiff aus zeichnete Wenzel Hollar die Burgen und Städte am Mittelrhein und wurde dadurch zum zuverlässigen Chronisten, wie er auch auf dem weiteren Weg über Würzburg und Nürnberg nach Regensburg und die Donau entlang nach Wien, später über Mähren nach Prag zeigte. Hier sollte Wenzel Hollar zum letzten mal in seiner Heimatstadt zu Besuch sein, den in der Folge ging er mit dem Gefolge des Grafen von Arundel mit nach England, wo er die meiste Zeit seines Lebens bleiben sollte. Wenzel Hollar lebte anfangs in Arundels Haushalt, arbeitete aber nicht exklusiv für ihn, sondern auch für Verleger und Buchdrucker, die ihn allerdings Zeit seines Lebens schlecht bezahlten. Als unerfahrener Ausländer, weitgehend ohne Verbindungen, musste er immer wieder viel zu niedrige Honorare akzeptieren. Schon in seinem ersten Jahr in England schuf er für den Verleger Peter Stent, für den er auch in den kommenden Jahren des Öfteren arbeiten sollte, eine große Ansicht von Greenwich, die dieser mit nur 30 Shilling pro Druckplatte honorierte. Später legte Hollar seinen Preis auf 4 Pence pro Stunde fest; seine Arbeitszeit maß er mit einer Sanduhr. Am 04.07.1641 heiratete er eine Frau Namens Tracy, welche als Kammerfrau der Gräfin zu Norfolk diente und ihm später einen Sohn und eine Tochter gebar. Doch das Glück blieb ihm nicht lange treu, der Bürgerkrieg, welcher in seinem Verlaufe König Karl I. Thron und Leben kostete, brach aus und sein Gönner, der Graf zu Arundel wurde im selben Jahr (1642) durch das Parlament aus England verbannt. Wodurch Wenzel Hollar als treuer Anhänger des Königs zu den Waffen griff und sich in ein Regiment einreihen ließ. Bei der Erstürmung von Basing-House am 14. October 1645 geriet er in Gefangenschaft, wußte aber zu entkommen und begab sich nach Antwerpen, wo Arundel schon seit geraumer Zeit weilte und das Ende der Revolution abzuwarten, gedachte. Der Graf beschäftigte und unterstützte ihn abermals, starb allerdings schon im folgenden Jahre, worauf Wenzel Hollar aufs neue mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte. Er setzte jedoch seine Arbeiten mit ununterbrochenem Eifer fort und vollendete 1644 ein große Trachtenwerk welches unter dem Namen „Aula Veneris“ bekannt wurde und auch von ihm selbst auf seinen gelegentlichen Reisen, nach der Natur gezeichnet und gestochen wurde. Als er im Jahr 1652 mit seiner Familie nach London zurückkehrte, begannen schwierige Jahre für den Künstler, erst starben seine Frau und auch der Sohn an der Pest und ein Jahr später, im Jahr 1666 legte ein verheerender Stadtbrand große Teile Londons in Schutt und Asche. 1668 wurde er schließlich von der britischen Regierung als Zeichner mit einer Expedition nach Tanger geschickt. Womöglich schickte ihn der König aufgrund der Qualität seiner Topographien zum Londoner Stadtbrand mit auf diese Expedition. Denn Hollar zeichnete die zerstörten Stadtteile genauso wie die Stadt vor dem zerstörerischen Brand, dank welcher man heute noch das mittelalterliche London begutachten kann. Nach der Rückkehr im Jahr 1669 lebte er noch acht Jahre in äußerter Armut, da er es nie schaffte seine Werke zu einem vernünftigen Preis zu veräußern. Und so wird überliefert, dass seine letzten Worte dem Gerichtsvollzieher galten, indem er darum bat, das dieser ihm nicht das Sterbebett fänden würde. Wenzel Hollar wurde dann in der St. Margaret’s Church in Westminster beigesetzt. Über 100 Jahre später machte sich ein fleißiger Mann daran, die Kupferstiche des Wenzel Hollar zusammenzutragen und daraus ein Werksverzeichniss des großen Künstlers zu schaffen. Gustav Partey schaffte es über 2700 Kupferstiche und Radierungen des Wenzel Hollar aufzufinden und so ein großartiges Werk über den in Armut verstorbenen Künstler herauszugeben. Neben den getreuen topografischen Wiedergaben spiegeln vor allem die Darstellungen mit Pelzwerk, Frauentrachten, Hund und Katze sowie Insekten Hollars geniales Können wieder. Sein Sinn für Schönheit paarte sich mit seiner Begeisterung für Landschaft und Natur. Bedeutende Sammlungen von Wenzel Hollars Zeichnungen befinden sich in Prag (im Hollareum der tschechischen Nationalgalerie), London (im Windsor Castle), Toronto (Fisher Library der Universität Toronto) und in Berlin. Und so kann man wohl zum Abschluss festhalten, das Wenzel Hollar eine Persönlichkeit von europäischem Rang war. Dies zeigt sich auch in seiner multinationalen Biographie, den er sprach neben seiner Muttersprache Tschechisch auch Deutsch, Englisch und Niederländisch. Und da er sein Leben, in einer Zeit der europäischen Unruhe, der Kunst der Grafik verschrieben hatte, versteht man auch, das die größte Zeit seines Leben von Rastlosigkeit geprägt war. Charakteristisch für Hollars Stil ist realistische Erfassung und zeichnerische Genauigkeit. Mit einer verfeinerten Technik trifft er die Struktur des Materials bis in die feinsten Details. Seine häufigsten Themen waren Stadtansichten und -veduten, naturkundliche Motive und Porträts. Er wurde zum Verfechter der Eigenständigkeit der Landschaft als einen eigenen bildnerischen Gegenstand. In einigen seiner Reproduktionen sind verlorengegangene Werke anderer Künstler bewahrt. Seine Blätter signierte er oft mit „Wenceslaus Hollar Bohemus“. Und ab und an mit „W. H.“ oder „Pragensis“.

zu seinen Werken:

– Wenzel Hollar war nicht nur einer der besten sondern auch einer der fleißigsten Künstler seiner Zeit. Sein Werk umfasst rund 400 Zeichnungen und über 3.000 Radierungen. Mehr als 2.700 Druckplatten für Stiche sind von ihm bekannt. Daher bitten wir Sie auch in seinem Fall um Verzeihung das wir hier nicht alle seiner Stiche, Ansichten oder Werke aufzählen.

– 1625 eine Druckgrafik der „Jungfrau mit Kinder“ des berühmten Albrecht Dürer, als Kopie von Wenzel Hollar

– 1626 entstanden vier Ansichten von Prag und Umgebung, durch die Hand des Wenzel Hollar`s

– ab 1627 arbeitete Wenzel Hollar für und mit Matthäus Merian. Dabei sind unzählige Stiche deutscher Städte gezeichnet und gestochen worden. Aber auch aus den Nachbarländern wurden mit und für Matthäus Merian Städte und Märkte bzw. Landschaften auf Papier gebracht. So z.B. auch die 2 Stiche des Wenzel Hollar aus der „Topographia Provinciarum Austriacarum“ des Matthäus Merian von 1649, welche auf unserer Homepage mit den Art.-Nr. 204011 & 204012 zu finden sind.

– 1633 in Köln „Amoenissimae aliquot locorum in diversis Provinciis jacentium Effigies a Wenzeslao Hollar – Pragensi delineatae et aqua forti aeri scultae“ (Eine Reihenfolge kleiner Landschaften des Wenzel Hollar, verlegt bei Braun&Hogenberg)

– 1635 gab er eine Serie von Bildnissen in „Reisbüchlein von allerlei Gesichten“ heraus, die durch seine Reisen inspiriert waren.

– In England stach er zuerst viele Platten nach Gemälden der Arundel’schen Gallerie, namentlich die geschätzten Blätter: „Adam und Eva“, „David vor Saul“ „Die Königin von Saba“ (alle drei nach dem Maler Holbein), weiters „S. Georg“ (nach dem Maler Dürer) und „Die Enthauptung des Johannes“ (nach dem Maler Elzheimer) ausserdem „Esther und Ahasverus“ (welches von dem Maler Paul Veronese stammte) und zum Schluss den Stich „Abendmahlskelch“ (nach einer Zeichnung des Mantegna).

– 1639 das Trachtenbuch „Ornatus muliebris Anglicanus“, bestehend aus 28 sehr sorgfältig ausgeführten Blättern des Wenzel Hollar

– Aus dem Jahre 1646 rühren her: eine aus zwölf Blättern bestehende Insektensammlung, die berühmten Blätter mit den Pelzmuffen, der sehr seltene und sehr geschätzte Stich, genannt der große Katzenkopf und mehrere Porträts.

– Nach dem Vorbild der „Bilder des Todes“ von Hans Holbein d.J. schuf Hollar in den Jahren ab 1644 einen Totentanz, der 1651 in London erstmals gedruckt wurde. Die meisten der 30 Radierungen sind mit W. Hollar fecit signiert. Alle Darstellungen sind mit lateinischen Texte des Alten oder Neuen Testament versehen. Ihre auffallend dekorativen Rahmen zeigen Symbolfiguren und Sinnbilder der Vergänglichkeit, die von dem Antwerpener Maler und Graphiker Abraham van Diepenbeeck entworfen wurden.

– 1647 fertigte er unter anderen sein eigenes Bildniß, als er gerade vierzig Jahre alt war, wobei seine Freunde noch eine Notiz an den Namen des Meisters hinzufügten

– 1657 „Monachivm Aviica Sedes Dvcvm Bavariae“, von Wenzel Hollar in Amsterdam

– 1670 schuf er mit bereits 63 Jahren einen seiner großformatigsten Stiche, auf welchem er die schottische Stadt Edinburghs abbildete

– Zwischen 1625 und 1677 schuf Wenzel Hollar Landschafts- und Städtebilder aus Deutschland, Böhmen, England, den Niederlanden, der Schweiz und dem heutigen Marokko. Dazu kamen Porträts von Heiligen und bekannten Personen seiner Zeit, Darstellungen von Themen des Alten und Neuen Testaments, mythologische und historische Szenen aber auch Wappen, Karikaturen, Tier- und Pflanzenbilder, Stillleben, Allegorien, Darstellungen von Kleidermoden und vieles mehr.

Quellenangaben:

– Wikipedia zu Wenzel Hollar, vom 21.10.2014 (unter: http://de.wikipedia.org/wiki/Wenzel_Hollar)

– Deutsche Digitale Bibliothek, zu Wenzel Hollar (unter: https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/searchresults?query=Wenzel+Hollar)

– „Art Books – A Basic Bibliography of Monographs on Artists“, von Wolfgang M. Freitag (unter: http://books.google.at/books?id=beHYAQAAQBAJ&pg=PA178&lpg=PA178&dq=Hollar,+Wenceslaus+(als+Stecher)&source=bl&ots=DENCPlFQou&sig=zu5q-jPDhDdUP9Syo-SGLLOSGtQ&hl=de&sa=X&ei=yrBGVKSzAsLgar_WgqAC&ved=0CB8Q6AEwAA#v=onepage&q=Hollar%2C%20Wenceslaus%20(als%20Stecher)&f=false)

– Kulturportal West-Ost zu Wenceslaus Hollar (unter: http://kulturportal-west-ost.eu/biographien/hollar-wenzel-2)

– Wikisource zu Wenzel Hollar (unter: http://de.wikisource.org/wiki/ADB:Hollar_von_Prahenberg,_Wenzel)

– Wenzel Hollar auf der Seite der Deutschen Biographie (unter: http://www.deutsche-biographie.de/sfz33481.html)

– Nebehay/Wagner, Nachschlagewerk „Bibliographie altösterreichischer Ansichtenwerke aus fünf Jahrhunderten“